Sonntag, 10. August 2008

Christiane F.

Mit der heutigen Meldung wurde man gleich wieder in die Kindheit versetzt.

Damals ... Ende der 70er kam ein Buch heraus, das unverblümt ohne vorgehaltener Hand den Teufelskreis einer drogenabhängigen Jugendlichen beschrieb.
Das Leben zwischen Drogensucht, Geldnöten und Kinderstrich hat unsere Generation ganz schön aufgerüttelt. Ich denke auch, das der Eltern.
1978 brachte der STERN das biographische Buch "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" heraus, welches die Situation drogenabhängier Kinder und Jugendlicher am Beispiel der damals 14-jährigen Christiane Felscherinow aus Berlin darlegt.

Dies Buch gabs wohl danach in jedem "Kinderzimmer" und wir haben es gefressen ... es war Thema Nr. 1 in Schulen, Familien und Freundeskreisen. Eine Art Ohnmacht und Mitleid zugleich.

Ein gutes Jahr später brachte es der Zufall, daß wir unsere Abschlußfahrt nach Berlin machten
und wir Mädels (gerade 18/19) natürlich täglich das Berliner Nachleben erkunden mußten.
Ich erinnere mich noch daran (als wenn es erst gestern gewesen wäre), sind wir auch mit der U-Bahn ins "Sound" gefahren.
Aufgebrezelt für die Disco kamen wir aus dem Underground und einige ältere Herrschaften beäugten uns beim Vorbeigehen und sprachen was, was in die Richtung ging "Die armen Mädchen".
Wir lächelten darüber, denn wir gehörten nicht dazu. Später hab ich die "armen" Mädchen gesehn. Nachts in Hauseingängen und am Bahnhof Zoo, leicht bekleidet und frierend, bunt geschminkt und bestimmt noch minderjährig. Traurig!

Das "Sound" war zur damaligen Zeit die modernste Diskothek Europas. Laserprojektionen, eine Nebelmaschine, Kino und ein professionelles Videoaufzeichnungsgerät machten was her.
Auch war es die Szene-Disco von Christiane und es hieß, dort wird mit Drogen gehandelt. Also aufpassen!
Am Eingang zur ehemaligen Tiefgarage gabs einen Stempel, der war nur unter Schwarzlicht sichtbar. Zur damaligen Zeit eine Sensation.
Dann gings eine breite Treppe hinunter. Voll war´s damals. Bier gabs nur in Flaschen und die hielt man auch krampfhaft fest, sonst hätte man vielleicht was reingetan.
Wir schauten uns das Spektakel an und wurden beäugt. Ganz wohl war uns nicht. Aber wenn man in Berlin ist, muß man da gewesen sein.
Mir klingt noch David Bowie´s "Heroes" in den Ohren.
Zur Toilette gingen wir zusammen. Nicht nur weil das die Mädels immer tun, sondern zur Sicherheit, weil man dauernd unverständlich angequatscht wurde.
Zur Verwunderung gabs keine normalen WC-Türen die man abschließen konnte, sondern nur halbe Schwingtüren, wie im wilden Westen.
Das sollte verhindern, daß man sich ungesehen Drogen spritzen konnte.

Der Aufenthalt war schon ein Abenteuer.
Nachts sahen wir dann auf dem gegenüber liegenden Schotterparkplatz die jungen Mädchen um die Autos laufen. *schluck*
Irgendwann um 3-4 Uhr waren wir dann wieder in der Jugendherberge "Haus der politischen Bildung" in Zehlendorf einem Villenviertel angekommen.
Und am nächsten Morgen wieder früh raus, denn es war ja eine Bildungsreise. ;o)

Tja, wer sagts denn ... bei der Fotosuche habe ich auch noch einige Aufkleber gefunden. Unter anderem auch vom Sound.

Da auf fast allen Fotos Personen abgelichtet sind, hab ich mal nur von weitem fotografiert. Ganz links bin ich zu sehen. Mit gerade mal 18 Jahren ... *seufzt*


Nachtrag: wer den Film noch mal sehen möchte oder ihn nicht kennt, auf http://youtube.com hat ihn jemand in 13 Teilen hochgeladen.

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